„Sengoku Night Blood“ war ursprünglich ein kostenloses Otome-Game, das in Zusammenarbeit zwischen Entertainment, Kadokawa und Otomate konzipiert wurde. Es gab eine Adaption als Manga und Anime. In Otome-Games können die Spieler entscheiden, wie sich die amourösen Verwicklungen der verschiedenen Figuren entwickeln.
Nach dem klassischen Otome-Prinzip funktioniert auch das Anime zu „Sengoku Night Blood“, in dem die Schülerin Yuzuki aus dem heutigen Japan in einer alternativen Version der japanischen Geschichte landet. In dieser Welt, genannt Shinga, existieren Personen, die historischen Charakteren nachempfunden sind. So trifft Yuzuki auf Figuren wie Toyotomi Hideyoshi, Oda Nobunaga und Uesugi Kenshin, zu denen sie alle eine Beziehung aufbaut.
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Anders als bei den historischen Figuren handelt es sich bei den Anime-Charakteren um Vampire und Werwölfe. Als zusätzliche Bedrohung gibt es böse Geister, die alle anderen Rassen überfallen. Früher hielt die Himemiko die bösen Kräfte in Schach und sorgte für Frieden zwischen den verschiedenen Spezies und Gruppen. Es erweist sich, dass Yuzukis Blut ähnliche Fähigkeiten hat, wie das der Himemiko, weswegen sich alle Parteien um sie bemühen. Während sich die verschiedenen Armeen gegenseitig bekämpfen, steht Yuzuki, die eigentlich nur wieder nach Hause möchte, zwischen allen Stühlen …
Große Pläne, aber …
„Sengoku Night Blood“, das als Multimedia-Franchise durch die Vermischung von realer Geschichte mit Fantasy-Elementen in Japan sehr erfolgreich startete, wurde kurz nach dem Release des Games im Studio Typhoon Graphics auch als Anime umgesetzt. Nachdem das Handy-Game eine Zeit lang sehr erfolgreich gelaufen war, sollte es auch als Spiel für die Nintendo Switch umgesetzt werden. Mit dem Ende des ersten Hypes wurde diese Idee 2019 aber fall gelassen und das Spiel bereits Ende 2019 wieder eingestellt.
Auch dem Anime ist anzumerken, dass er in einem größeren Rahmen geplant war. Nach Ende der ersten 12 Episoden, wartet man als Zuschauer auf eine Fortsetzung, da weder die Handlung abgeschlossen ist, noch offene Fragen ansatzweise eine Antwort bekommen, sodass sich das Ende als reichlich frustrierend entpuppt. Insgesamt wirkt die Handlung nicht auserzählt. Da innerhalb der einzelnen Episoden viele Figuren vorgestellt werden, ist es zudem sehr schwierig, diese wirklich kennenzulernen.
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Die Handlung rund um Yuzuki, Hideyoshi und Oda Nobunaga wird immer wieder durch andere Figuren erweitert, wobei diese ebenfalls ihren Raum verdient hätte, den sie innerhalb der Geschichte aber kaum bekommen. Die Hintergründe der meisten Charaktere bleiben sehr vage und ihre Entscheidungen lassen sich nur schwer nachvollziehen, da einfach die Zeit fehlt, diese entsprechend zu begründen. Insgesamt belegt der Anime „Sengoku Night Blood“, dass gut gemeint nicht gleichbedeutend mit gut gemacht ist.
Wer soll denn nun dein Herzblatt sein?
Die Figurengeflechte sind ebenfalls wie in einem klassischen Otome-Game zusammengesetzt. Alles dreht sich um Yuzuki als zentrale Figur, andere weibliche Charaktere, die für ein wenig Abwechslung sorgen könnten, werden nicht groß ins Spiel gebracht. Aber warum alle männlichen Vampire, Werwölfe, oder was auch immer, Yuzuki so einfach zu verfallen scheinen, wird nicht weiter erklärt, sodass die Geschichte auch keinen wirklichen Tiefgang entwickeln kann.
Gleichzeitig ist aber auch Yuzuki nicht wirklich glaubhaft, denn sie agiert wie das bekannte Fähnchen im Wind. Sie wird entführt, baut zu ihren „Entführern“ aber schnell eine freundschaftliche Beziehung auf, sodass diese bald eher Anhänger denn wirklich Gegenspieler sind. Aus strategischen Gründen gibt es zwar den einen oder anderen Kampf, aber auch diese dienen eher dafür, die männlichen Charaktere in Szene zu setzen, als wirklich die Geschichte weiterzubringen.
„Sengoku Night Blood“ ist eine nette abendfüllende Geschichte für weibliche Anime-Fans, wobei der Anime eher mit ansehnlichen Jungs als mit einer tiefgreifenden Handlung punkten kann. Grundsätzlich bietet die Idee eigentlich einiges an Potenzial, das leider nicht einmal ansatzweise zum Tragen kommt. Die Entwicklung erweist sich als zu glatt und vorhersehbar, sodass auch keine große Spannung aufkommt.
Nette Charaktere reichen aber nicht
Der Anime ist zwar aus dem Jahr 2017, das Studio Typhoon Graphics gab sich aber alle Mühe, einen optisch ansprechenden Anime zu liefern, der die Figuren ansprechend in Szene setzt, was auch sehr gut gelungen ist. Wie bei Otome-Games üblich sind die männlichen Charaktere durchweg sehr gutaussehend und wird für jeden Geschmack der passende Traummann angeboten, auch wenn sich Yuzuki für keinen wirklich entscheiden will.
Den Figuren entsprechend wurde auch ihre Umgebung fantasievoll gestaltet, ohne dass ein Anspruch auf Authentizität erhoben wird. Die Kleider der verschiedenen Figuren und Gruppen sind individuell gestaltet, sodass es leicht ist, diese auseinanderzuhalten. Die Feldlager, Burgen und andere Orte sind als solche zu erkennen, auch wenn sie reichlich idealisiert aussehen. Die Orte sind wie die Figuren und ihre Beziehungen glattgebügelt und zeigen die romantische Vorstellung eines historischen Japans.
Die Kämpfe sind rasant gezeichnet, ohne dass die Animationen leiden, was Schärfe und Qualität angeht. Auch an dieser Stelle kann das Studio Thypoon Graphics überzeugen und vor allem weibliche Anime-Fans werden von den männlichen Figuren angetan sein, auch wenn sich die Herren nicht immer um Yuzuki schlagen. Alle sind aber sehr motiviert, sie vor den bösen Geistern, die klischeehaft als dunkle Schatten auftauchen, zu beschützen. Für die Zuschauer empfiehlt sich, einfach den Anblick zu genießen und nicht allzu viel dabei nachzudenken.
Das Mittelalter zeigt sich von seiner schönsten Seite
Die Synchronisation stammt aus dem Jahr 2023. Die Sprecher sind im Bereich Anime mittlerweile sehr erfahren, was man auch der Vertonung von „Sengoku Night Blood“ anmerkt, denn diese braucht sich hinter dem japanischen Original nicht zu verstecken, auch wenn es ein mannigfaltiges Angebot an Figuren abzudecken gilt, wobei die meisten Charaktere nicht den Raum haben, den sie ausfüllen könnten, wirken die Figuren doch alle sehr sympathisch.
Lisa Dzyadyk gibt als Yuzuki eine gute Figur ab, in der ihr Charakter einfach nur lieb und süß rüberkommt. Da wird von Maximilian Belle als Hideyoshi Toyotomi schon mehr erwartet, denn er muss zwischen fröhlichen Kerlchen, was der große japanische Fürst im Anime oftmals ist, und tragendem Staatsmann, auf den sich seine Untertanen verlassen können, wechseln. Da viele Charaktere reichlich sympathisch gestaltet sind, sucht man den großen menschlichen Antagonisten vergeblich, der der Handlung noch einen zusätzlichen Twist hätte bringen können.
Matthias Hoff hat zwar als Sprecher noch kein so großes Portfolio an Rollen vorzuweisen, kann aber trotzdem als Oda Nobunaga überzeugen, der im krassen Gegenzug zum quirligen Hideyoshi steht. Aber auch sein ruhiger und besonnener Charakter kann letzten Endes Yuzuki nicht widerstehen, über das warum, sollte man sich keine Gedanken machen.
Anime House veröffentlicht die komplette Serie auf zwei Discs im Bundle, sodass man direkt in den Genuss der vollen Ladung Bishonen kommt. Das deutsche Release beinhaltet ein Booklet mit weiteren Informationen zu den Figuren, für die im Anime kein Platz war, Wendecover und diverse Extras, Trailer und Clear Versionen, sodass man die Musik noch ein wenig mehr genießen kann.
Fazit Sengoku Night Blood
„Sengoku Night Blood“ ist ein Anime mit viel Potenzial, das aber leider nicht genutzt wurde. Er spielt mit dem Otome-Charakter des Games, kann diesen aber nicht weiterentwickeln, sodass sich eine eigene Story entspinnt, obwohl die Voraussetzungen nicht so schlecht sind. Es gibt nette Figuren, die vor allem auch noch sehr ansprechend in Szene gesetzt sind und für Action ist auch gesorgt. Alle Zutaten für einen schönen Tag vor dem Fernseher.
Auch die Synchronisation und grafische Umsetzung lassen nur wenig Wünsche offen, sodass „Sengoku Night Blood“ durchaus das Potenzial zum einen Fan-Liebling vor allem bei weiblichen Zuschauern hätte. Die Ausstattung von Anime House sorgt dafür, dass die Discs ein Blickfang im Regal sind, vor allem wenn man sie nebeneinanderstellt.
Info
Sengoku Night Blood
Original Name: 戦刻ナイトブラッド
Transkription: Sengoku Naito Buraddo
Studio: Typhoon Graphics
Deutscher Publisher: Anime House
Regisseur: Katsuya Kikuchi
Drehbuch: Yuko Kakihara
Musik: Naoyuki Horiko
Offizielle Webseite: Sengoku Night Blood
Erschienen am: 23. Februar 2024
Synchronisation: HNYWOOD GmbH
Dialogregie: Antonio F. Lopes
Länge: 12 Episoden
Genre: Mystery, Action, Romance
Sprachen: Deutsch, Japanisch mit Untertitel
Medium: Blu-ray, DVD
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